Nahwärme: teuer oder günstig?

Alternativen anhand der Vollkosten vergleichen

Wer sich für eine neue Heizung entscheidet, vergleicht die Kosten der unterschiedlichen Heizungsarten miteinander. Das ist nicht immer einfach, da sich die Kostenstrukturen der verschiedenen Systeme unterscheiden. Insbesondere die Nahwärme weist eine andere Preisgestaltung auf als die gewohnten Gas- oder Ölheizungen.

Die reine Betrachtung der Brennstoffkosten ist nicht aussagekräftig, ebenso wenig wie der alleinige Vergleich der Anschaffungskosten. Ein Vollkostenvergleich hilft dabei, sich einen realistischen Überblick zu verschaffen. Was muss dabei beachtet werden?

Ein Vollkostenvergleich betrachtet Investitionskosten, Betriebskosten und Verbrauchskosten der jeweiligen Heizungsart. Addiert man diese drei Bestandteile und betrachtet die sich daraus ergebenden jährlichen Gesamtkosten, werden die verschiedenen Heizungsarten miteinander vergleichbar.

1. Investitionskosten

Zum Vergleich der Investition ist die Nutzungsdauer einer Technologie ausschlaggebend, da diese je nach Technologie sehr unterschiedlich ausfallen können:

  • Wärmepumpe: im Durchschnitt ca. 18-20 Jahre
  • Wärmeübergabestation: ca. 35-40 Jahre

Bricht man die Investition auf die einzelnen Jahre herunter, werden die Kosten vergleichbar, nämlich als Investitionskosten pro Nutzungsjahr.

Gut zu wissen:
Bei einem Nahwärme-Anschluss muss nach 35-40 Jahren nur die Übergabestation erneuert werden. Der Anschluss ans Haus muss nicht ersetzt werden. Die Kosten zur Erneuerung sind also sehr gering. Bei anderen Technologien fallen die kompletten Kosten nach ca. 20 Jahren wieder an.
Wer sich für die Nahwärme entscheidet, muss sich erst nach 35-40 Jahren um eine neue Übergabestation kümmern. Bis dahin läuft die Technologie ohne großen Aufwand weiter. Eine Wärmepumpe muss man zum Beispiel in diesem Zeitraum schon einmal austauschen und ein zweiter Austausch steht kurz bevor.

2. Betriebskosten

Diese setzen sich zusammen aus Kosten für Wartungsarbeiten, Reparaturen, Ersatzteile, Schornsteinfeger usw.

Ein Nahwärme-Anschluss braucht keinen Schornsteinfeger, da keine Verbrennung stattfindet und keine schädlichen Emissionen entstehen. Wartungs- und Reparaturkosten fallen nur in sehr geringem Maße an. Da die Wärmeübergabestation kaum bewegliche Teile hat, ist sie sehr robust und wartungsarm.

Hierzu zählt außerdem ein jährlicher Grund- und/oder Leistungspreis für die bereitgestellte Leistung im Wärmenetz (vergleichbar mit einem Stromnetz), der unabhängig vom Verbrauch anfällt.

3. Verbrauchskosten

Dieser Teil beim Vollkostenvergleich setzt sich je nach Heizung aus dem Strom für die Wärmepumpe oder den Kosten für Holz oder Pellets, dem Gas usw. zusammen. Bei einem Nahwärme-Anschluss zahlt man für die Kilowattstunden Wärme, die man verbraucht.

Der Wärmemengenzähler in der Wärmeübergabestation misst den tatsächlichen Verbrauch. Er erfasst sehr präzise die Energie, die ins Haus gelangt (Vorlauf) und die ins Netz zurückfließt (Rücklauf). So bezahlt man nur die tatsächlich verbrauchte Energie im Haus.

Wenn man allein die Gasrechnung mit den Verbrauchskosten für Nahwärme vergleicht, dann verliert man die tatsächlich anfallenden Kosten für die jeweilige Heizungsart aus dem Blick. Man sieht also nicht, ob eine andere Heizung günstiger wäre. So lässt sich keine wirtschaftliche und zukunftsorientierte Entscheidung in Sachen Heizung treffen.

Gut zu wissen:
Bei einer 25 Jahre alten Gas- oder Ölheizung ergeben sich meist Verluste von ca. 20 %, je nach Technologie und Zustand der Heizung. Diese Energie geht über den Schornstein, den Brennvorgang im Kessel und Wärmeabstrahlung im Keller verloren. Haben Sie zum Beispiel aktuell einen Gasverbrauch von 25.000 kWh pro Jahr, werden Sie bei der Nahwärme nur ca. 20.000 kWh pro Jahr benötigen und bezahlen.